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Dialog im Vorbeigehen

Es war gestern, so halb vier genau,
da war ich unterwegs durch uns’ren Bau.
Kommt mir da ein Knirps entgegen
auf einem von den vielen Wegen.
„Hallo, Gerhard. Alles gut?“
A bissl packte mich die Wut.
Duzt der mich doch, der kleine Wicht!
„Kennen wir uns? Ich wüsste nicht …“
„Ich kenne dich – und deinen Sinn,
weil ich das Christkind nämlich bin.“
Der Bub, er scheint es echt zu glauben
(wohl nicht ganz dicht unter der Haub‘n).
„Aaaah, das Christkind, das ist prima!
Sag, fehlt da nicht der Kopfkranz-Schimmer?“
Ich wollte ihn a bissl pflanz’n
und kurz nach seiner Pfeife tanzen.
„Du kommst daher als kleines Kind –
was echt ich ja ganz Klasse find.
Doch nach der G’schicht mit Wein und Brot
warst ziemlich alt – und ziemlich tot.“
Statt Frechheiten und Zunge zeigen
lächelt dieser Bub ganz eigen.
Da war was – anders als normal
(das Handy fehlt auf jeden Fall).
„Du solltest wissen, alter Mann,
dass ich so ziemlich alles kann.“
A echte Auflag, für mich Macher!
Das gibt bestimmt noch einen Lacher:
„He super, na das passt perfekt!
Bevor die Erde uns verreckt
beschaff uns einen klugen Handel
zu diesem Dings, na … Klimawandel!
Mach Frieden zwischen allen Leuten,
selbst zwischen Fußballderby-Meuten.
Für mich, damit ich auch nicht grantel,
einen feschen Morgenmantel.
Und, nein ich kann dich jetzt nicht schonen:
Lass richtig rechnen „Wiener Wohnen“!“
Ich grinse – denn das war perfekt.
Bei letztem selbst Gott die Waffen streckt.
Doch wieder lächelt dieser Bengel
wie der reinste Weihnachtsengel:
„Ein Wunder? Nein, ‘ne ganze Zahl.
Wär cool für euch, auf jeden Fall.
Doch bräuchtet ihr sie ja tagtäglich.
Weil sonst versagt ihr ziemlich kläglich.
Die Natur – Jahrmilliarden lang erfunden
vernichtet fast ihr schon in Stunden.
Erdenkt Euch Waffen ohne Ende -
als ob nicht jede Gottheit fände
schon eine einzige ist zuviel.
Und sei es ein alter Besenstiel.
Helft Menschen nicht in Not und Dreck,
selbst gleich am nächsten Straßeneck.
Fügt Leid und Schmerz zu ohne Zahl
bis hin zur ärgsten Höllenqual.
Wunder wollt ihr? Ja von wem?
Ist das nicht gar sehr bequem?
Wenn derart ihr die Welt vergeigt
selbst Gott Euch den Stinkefinger zeigt.
Der oben gab Euch doch, was ihr braucht.
Dann macht was draus - selbst wenn es schlaucht.
Und auch ich lehrte euch in meinem Leben,
stets alles und das Beste nur zu geben,
was gut und richtig ist, stets zu tun
und nicht bloß für einen selber opportun!
Doch auch darauf habt ihr bloß gepfiffen
und es 2000 Jahre lang nicht begriffen.
Ein Wunder wollt Ihr? Seid es selber –
und geht zur eig’nen Schlachtbank nicht wie Kälber.
Doch will ich einmal nicht so sein
und schenk euch etwas – klein und fein:
Stets willkommen, ohne Klage,
gleich ab morgen … neue Tage!“
Dann war er weg, in der Sekunde –
und ich stand da, mit off’nem Munde.
Vielleicht war ich doch nicht ganz so schlau.
Den Morgenrock hätt ich gern in grau!

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