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Weihnachtsbrief eines 63jährigen

Christkind, ich weiß: Mit 63
der Lebenswandel bisher rächt sich.
Man ist ja schließlich nicht mehr Kind,
was übrigens ich uncool find.
Das Leben hat ja erst begonnen,
auch wenn ein bissl Zeit verronnen.
Der Mensch hat ja doch vieles vor,
noch vor dem Flug zum Himmelstor.
Drum wären wunschmäßig – wie bei jeden –
die Lebensumständ zu bereden,
damit Pensionisten so wia iii
ihre restliche Lebens-Strategie
entwerfen können, breesl-los.
Kumm, Christkind, gib Dir einen Stoß!
A bissl Reichtum warad fein
(es können ruhig Millionen sein).
Zwengan Kontostand bitte schnööö,
und ohne größeren Bahööö.
Damit die Erben an Strychnin nicht denken
und so mir langes Leben schenken.
Dann geht’s um Haushalt und um Pflege –
der Corpus wird ja langsam träge:
Entferne, Christkind Du im Himmel,
vom alten Abwasch Rost und Schimmel.
Die Engelein mit ihren Flügeln
schickst runter da zum Wäschebügeln,
und die Erzengeln, jetzt huarch,
als Putzkolonne geg’n den Lurch.
Auf’s Shoppen hab i aaa kaan Bock:
Zustellen bitte (3. Stock)!
Lass die Waschmaschine ned verrecken
und Essen auf Räder besser schmecken.
A wen’g Kultur muass aaa no sein.
Drum geh ich auf das Fernseh’n ein:
Die Schlafautomatik für den Chef
heißt hier im Haus ja ORF.
Gibt’s da ned eine Alternative,
bei der es sich ohne Schnarchen schliefe?
Weil die Nachbarn sich schon beklagen,
i sollt beim Chainsaw-Massacre Headphones tragen.
Und sag, wie lang soll i no warten
beim Tarockieren auf bessere Karten?
Das ist ja ein Witz! Nur kann i ned lachen
und scho goar ned a poar Stiche machen.
Altersmobilität: A Larifari!
Gibt’s keinen Rollator von Ferrari?
Gut, ich bin ja sonst kein Raser –
aber ein Treppenlift von der NASA
wäre hilfreich hier im Haus
beim Flirten mit der süßen Maus
im Erdgeschoß, dort auf Tür zwaa …
jo, de oide Wondruschka!
Dann das mit Urlaub, ist ja wichtig:
Ich möchte reisen, aber richtig!
Fernreisen bis Indien und Peru,
Malediven und Seychellen, ab und zu.
First Class und alles inklusive,
zum – in Bergeshöh’n und Meerestiefe -
mich selber und die Koffer tragen,
hintdran ein bequemer Krankenwagen.
Kommen wir zur Gesundheit gleich als Bitt,
so bis 98 - wär a Hit.
Gib meiner Leber noch viel Kraft,
damit die den Whiskyvorrat schafft.
Damit ich die Zähne, die ersetzten,
genauso behalte wie die poar letzten
und weiß wo ich sie liegen hab:
Erspoar ma’n Alzi bis ins Grab.
Vom Blutdruck is genügend da.
Mach aus dem meinetwegen zwaa.
Lass mir zwei, drei Haare stehn
und’s Kreizweh in da Fruah vergehn.
Lass meine leisen Wind ned stinken
und meinen Schniedel no ned sinken.
Mit Deinem göttlich-weisen Willen
(und ein paar blauen Wunderpillen)
beglückt der im Altersheim noch Damen.
Amen!

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